Begegnungen: Reise zur Kunst

LOPUD 1483: Besuch bei Francesca Thyssen-Bornemisza vor Dalmatiens Küste

Wir begeben uns auf eine Reise auf die Insel Lopud, um einen zauberhaften Ort zu entdecken, der von Francesca Thyssen-Bornemisza aus dem alten Franziskaner-Kloster Gospa od Špilice erschaffen wurde. Mit ihrer Aura und ihrer Tatkraft hat sie das geschichtsträchtige Denkmal in einen Kraftort verwandelt, welcher der Kunst eine Heimat ist und den Menschen Ruhe und spirituelle Erlebnisse bringt. Vom Dubrovnik Airport fahren wir an die Küste, um auf die grösste und autofreie Insel des kroatischen Elaphiten-Archipels überzusetzen, und gehen die letzten Schritte hinan zum Anwesen LOPUD 1483. Am Eingang heissen uns zwei Engel aus dem 18. Jahrhundert willkommen.

Die Mauern, welche wir auf unserem Rundgang mit Francesca Thyssen-Bornemisza durchschreiten, atmen den Geist von Jahrhunderten. Der Hausherrin ist es auf perfekte Weise gelungen, die historische Bedeutung wiederzuerwecken und erstrahlen zu lassen und gleichzeitig in die Moderne zu führen. Behutsam und an historischen Vorbildern orientiert hat sie die Restaurierung des von Erdbeben und Krieg stark beschädigten Komplexes aus dem 15. Jahrhundert in Angriff genommen und sich dafür zwanzig Jahre lang Zeit genommen – ganz dem persönlichen Rat des berühmten Architekten Frank O. Gehry folgend. Zu Beginn der 1990er Jahre war die Kunstvermittlerin nach Kroatien gekommen, um das Kunsterbe zu schützen. Der Abt von Dubrovnik führte sie in die Zauberwelt des Lopud-Klosters und hier fand ihre Suche nach einem idealen Ort, um mit ihrer Kunstsammlung zu leben, ein Ende: Sie hatte sich verliebt! Und hier hat sie ihren Traum verwirklicht. Ein Ort der Kontemplation ist entstanden, mit dynamischer Energie und friedlicher Atmosphäre – für sich und für andere. Denn: «Dreams are meant to be shared. My experience can be your experience...»

Mit unserer sympathischen Gastgeberin begeben wir uns auf eine Entdeckungsreise über das grosszügige, liebevoll angelegte Areal des ehemaligen Klosters. Sie führt uns zu der Terrasse oberhalb des Meeres und es eröffnet sich uns ein wunderschöner Ausblick über Dalmatiens Küste und die Nachbarinseln. Loungige Sonnenbetten laden ein, die mehr als 2'584 Sonnenstunden des Jahres zu geniessen. Und wir freuen uns schon jetzt auf den Abend, um von hier aus den Sonnenuntergang zu erleben. Neben der Terrasse besuchen wir die Überreste der alten Festungsanlagen, die zu einem Veranstaltungsort mit Bühne und ausgezeichneter Technik umgebaut wurden, der die perfekte Location für einzigartige Erlebnisse ist. Ein würdiger Rahmen für Konzerte und Filmfestivals, Performances und Familienfeiern. Über einen offenen, grosszügigen Garten mit ausgesuchten Pflanzen und Plätzen zum Verweilen und Kraft tanken erreichen wir die gegenüberliegende Seite des Anwesens und betreten den Klostergarten: Vor uns eröffnet sich ein Refugium aus Pflanzen und Düften, ein magischer Ort der Ruhe, liebevoll gepflegt und nach historischem Vorbild mit Lavendel und Kräutern angelegt. Ein Paradies für die Gesundheit und zur Entspannung. Über dem Garten erhebt sich der Glockenturm in seiner imposanten Ewigkeit. Die Kirche, der Geburt der Heiligen Jungfrau geweiht, berührt mit ihrer sakralen Stimmung. Wir überqueren den Innenhof und unter ehrwürdigen mittelalterlichen Rundbögen schreitend betreten wir nun in gespannter Erwartung die Räumlichkeiten des Klosters.

Der Eingangsbereich empfängt uns mit seinem sanften Flair aus Steinboden und Mauerwerk. Strohhüte hängen griffbereit für eine sommerliche Promenade. Die alte Klosterküche mit ihrer imposanten offenen Feuerstelle wurde zu einem gemütlich-modernen Wohnbereich und Treffpunkt gestaltet, in dem sich jeder Gast gleich zu Hause fühlt. Nebenan befindet sich die «Apotheke», in der die Franziskaner-Mönche die Kräuter aus dem heiligen Garten zu ihren bekannten medizinischen Heilmitteln verarbeiteten. Die ehrwürdige Ausstrahlung nimmt uns gefangen und verdeutlicht uns noch einmal mehr, warum Francesca Thyssen-Bornemisza diesen Ort der Meditation, der Entspannung und des Zwiegesprächs zwischen Menschen und mit der Natur gewidmet hat – ein Ort der Inspiration und Poesie. Ganz im Sinne von Fra Josip Sopta und seinem Wunsch, dass nach der baulichen Restaurierung auch eine spirituelle und menschliche folgen möge. Zurück im Eingang führt uns die Treppe nach oben, wo die ehemals dreizehn Klosterzellen in fünf exquisite Schlafsuiten verwandelt wurden, die gelegentlich auch gebucht werden können.

Die Zimmer beeindrucken durch ihr Ambiente der Leichtigkeit, welches aus einer gekonnten Kombination aus historischen Renaissance-Möbeln aus der Sammlung Thyssen-Bornemisza und modernen Stücken der italienischen Designerin Paola Lenti entstand – eigens in Farben nur für das Interieur von LOPUD 1483. Die Ausstattung wird durch eine sorgfältig kuratierte Auswahl mittelalterlicher und zeitgenössischer Kunst, ausschliesslich Originale, zusätzlich aufgewertet. Die kostbaren Stücke werden nach höchstem Museumssicherheitsstandard geschützt. Die Zeit in diesem Zufluchtsort vergeht mit süssem Nichtstun, einem guten Buch, Spa-Anwendungen und Wellness, Meditation und Yoga, Spaziergängen und Bootsausflügen, einem Besuch im Your Black Horizon Pavillon der Biennale Venedig von Olafur Eliasson, köstlicher Gastfreundschaft oder auch mit Meetings im Refektorium. Francesca Thyssen-Bornemisza hat bestens verstanden, für sich und andere einen wirklichen Wert zu schaffen: «We all need to rescue ourselves from our busy lives in order to reinforce our own creativity. We need our minds to flow with emotional intelligence!»

Francesca Thyssen-Bornemisza

Francesca Anna Dolores Thyssen-Bornemisza wurde am 7. Juni 1958 in Lausanne als Tochter von Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza de Kászon und Fiona Campbell-Walter geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in der Villa Favorita in Lugano und in London; sie besuchte u.a. das Elite-Internat Le Rosey am Genfersee. Sie studierte an der Londoner Central Saint Martin's School of Art and Design und wurde Kuratorin der familiären Kunstsammlung in Lugano. Sie entwickelte sich zu einer weltweit angesehenen Kunstexpertin und -vermittlerin, Sammlerin und Mäzenin. 1993 heiratete sie Karl Habsburg-Lothringen und bekam die Töchter Eleonore und Gloria sowie Sohn Ferdinand Zvonimir. Die Ehe ist geschieden. Die Kunstsammlung, welche von ihrem Urgrossvater August Thyssen gegründet wurde, umfasst Gemälde, Kunstwerke und Möbel vom Mittelalter bis zur Moderne. Diese befindet sich heute im Museo Nacional Thyssen-Bornemisza in Madrid, wo noch bis zum 23. Januar 2022 aus Anlass des 100. Geburtstags ihres Vaters Schätze aus der Familiensammlung in einer Sonderausstellung gezeigt werden. In Wien hat sie zudem ihre eigene Kunstsammlung zeitgenössischer Kunst TBA21 aufgebaut. Francesca lebt durch ihre Arbeit und überall dort, wo ihre Erhaltungsprojekte sie hinführen. Als künstlerische Leiterin von Lopud 1483 verbringt sie dort einen Grossteil ihrer Zeit im Rückzug auf der Suche nach neuen Wegen, dem Kloster nach seiner Restaurierung wieder Leben einzuhauchen.

Franziskaner Kloster

Der Heilige Franz von Assisi gründete im Jahr 1212 den Orden der Franziskaner nach den Prinzipien der Hingabe an Armut und Barmherzigkeit für alle Lebewesen. In der Republik von Dubrovnik wurde 1483 das Kloster Unserer Lieben Frau zur Höhle auf der Insel Lopud gegründet, das 1592 durch eine Festung ergänzt wurde. Verheerende Erdbeben im 17. Jahrhundert beschädigten die Klosteranlage schwer. Sie wurde nur teilweise wieder instand gesetzt und um 1822 verlassen. Es folgten Bombenschäden im Krieg der 1990er Jahre. Durch die verdienstvolle Initiative von Francesca Thyssen-Bornemisza erwachte der Ort zu neuem Leben und erinnert an die Werte der Franziskaner.

No items found.
HOCHEDEL Print Magazin abonnieren