Jan Kath erzählt Geschichten. Nicht als geschriebene Worte auf Papier, aber sicherlich von ebensolcher Ausdruckskraft. Er verknüpft alte Traditionen ferner Länder mit visionärem Design und schafft unerwartete Kunstwerke, die man nur zu gern mit Füssen (be)tritt.
Die Passion für Teppiche wurde dem Bochumer Jan Kath eigentlich in die Wiege gelegt: Er stammt in dritter Generation aus einer Teppichhändler-Dynastie und begleitete schon als kleiner Junge seinen Vater in die Manufakturen im Iran und in Nepal. Und doch wollte er nicht ins väterliche Geschäft einsteigen, sondern seinen eigenen Weg finden, der ihn am Ende wieder in dieses Metier zurückführte. Zum Glück, denn ihm gelingt eine ganz neue Interpretation der kunstvollen Bodentextilien.
Unkonventionell, visionär, eigenwillig – es gibt viele Attribute, die auf Designer Jan Kath zutreffen, der mit seinen aussergewöhnlichen Kreationen längst Teppichgeschichte schreibt. Es ist Kunst, die er da schafft, wenn er minimalistischen Zeitgeist mit orientalischer Opulenz mischt. Wenn er Elemente des Street-Graffiti auf klassische Perser tuftet oder regelmässige Rapporte an einigen Stellen wie zufällig ausradiert und so die Perfektion ins spannungsreiche Gegenteil verwandelt. Es ist das Unerwartete, Gegensätzliche, der bewusste Stilbruch, der zur Signatur seiner Kompositionen geworden ist. Inzwischen zählt er zu den international bedeutendsten, vielfach ausgezeichneten Teppichdesignern. Sein Können hat Kreise gezogen: Königshäuser, renommierteste Modelabels, internationale Luxushotels und prominente Privatpersonen zählen zu seinen Kunden. So impulsiv und kreativ seine Entwürfe sind, so kompromisslos konservativ zeigt sich Jan Kath, wenn es um Qualität und Herstellung geht. Beste Qualitätsgarne aus Wolle – auch die hochwertige tibetanische Hochlandwolle –, Seide, Viskose oder Brennnessel kommen zur Verwendung. Die 1.200 Farbnuancen, darunter strahlendes Türkis, Pink, Blau oder Gold, werden mit ökologisch getesteten Naturfarben aus der Schweiz erreicht. Und auch wenn der kreative Teil der JK Teppiche in Deutschland am Computer beginnt, vollendet wird das Werk in den familiengeführten Werkstätten im Himalaja, in Indien oder im marokkanischen Atlasgebirge – von Hand geknüpft nach Jahrhunderte alter Tradition.
Besucht man einen der Showrooms von Jan Kath, beginnt man zu begreifen, was seine Arbeit so besonders macht und ihm einen Design-Award nach dem anderen einbringt. Optik und Haptik gehen eine ungeahnte Symbiose ein und werden zu eindrucksvollen expressionistischen Unikaten. Inspiration schöpft der Designer vor allem aus seinen Reisen: In seinen Entwürfen erzählt er von Natur und Landschaften, von Gesehenem und Erlebtem. Die Kollektion «Sliced» orientiert sich am Querschnitt eleganter Edelsteine: Die kühle Marmor-Optik von Achat, Quarz oder Smaragd kontrastiert reizvoll mit dem warmen Wollmaterial. Die «Bidjar Evolution» ist eine Weiterentwicklung der floralen Muster aus Nordwestpersien. Ergänzt mit zeitgenössischen Farben, Linien und Erosionen wird das bewährte Alte der Moderne zugeführt. Die erhabene Tuftstruktur der Street-Art-Slogans auf dem herkömmlich handgeknüpften Orient-Untergrund der Serie «Tagged» ist ein absolutes Novum. Und in der «Erased Classic» Kollektion erhält die klassische Optik durch partielle Säurebehandlung den letzten Schliff. Natürlich braucht die Herstellung dieser Kunstwerke Zeit. Etwa drei bis vier Monate sitzen die Arbeiter der Manufakturen an einem 2,5 mal 3 Meter grossen Teppich. Für eine Fläche von 1 Quadrat-Inch (das entspricht 6,45 Quadratzentimeter) knüpfen sie je nach Material zwischen 100 und 450 Knoten. Den Aufwand, das Engagement und das Wissen um die traditionellen, regional ganz unterschiedlichen Knüpf- und Handtufttechniken seiner Arbeiter weiss Jan Kath zu schätzen: Für ihn gehören ein respektvoller Umgang und faire Arbeitsbedingungen zum Selbstverständnis. Umso mehr freuen wir uns auf die Fortsetzung seiner Geschichten – in den antiken Sammlerstücken der Zukunft.