Eines für alle

Geteiltes Wissen, vielfacher Gewinn für die Uhrmacherei: openmovement

Nein, hier geht es nicht um ein neues Modell einer exklusiven Armbanduhr. Es geht um Schweizer Knowhow, um viel Enthusiasmus und noch mehr Gemeinschaftssinn. Der Fokus ist in diesem Fall auf das Innenleben einer Uhr gerichtet, ihren Herzschlag, das Werk. Ein solches zu entwickeln war bislang wenigen Grossen der Uhrenindustrie vorbehalten. Warum das nicht ändern? Warum nicht das kondensierte spezialisierte Wissen offen zugänglich machen? Genau das hat sich openmovement zur Aufgabe gemacht: Der Non-profit-Verein stellt das Uhrwerk als Basis der Uhrmacherei frei zur Verfügung, welche damit flexibel eigene, individuelle Uhrenkompositionen fertigen kann.

Gemeinsam stark: Hinter openmovement stehen Menschen aus unterschiedlichen Berufen, welche die enthusiastische Leidenschaft für die Schweizer Uhrmacherkunst verbindet. Sie setzen, ehrenamtlich und ohne eigene Profitabsicht, den Sharing- und Netzwerk-Gedanken in die Tat um, indem sie die Konstruktionsdaten für ein Basisuhrwerk interessierten Uhrenproduzenten kostenlos zugänglich machen. Eine Registrierung auf openmovement.org reicht aus, um Zugang zu den Plänen zu erhalten. Dank der Auftragsbündelung in der Community können dann entsprechende Rohwerk-Teilekits in der gewünschten Auflage erworben werden. Natürlich erfordert es spezifisches handwerkliches Können und Erfahrung, die Teile des Uhrwerks zusammenzusetzen, dieses anschliessend vielleicht noch mit weiteren Komplikationen und Zusatzmodulen zu ergänzen und mit Gehäuse und Band zur fertigen Uhr zu vollenden. Um die Qualität sicherzustellen, fordert der Verein von jedem Hersteller die Kennzeichnung der Produkte. Eine Initiative, Vorteile für alle: Durch openmovement kann jeder eine anspruchsvolle und leistungsfähige Grundlage nutzen, um Uhren nach eigenen Vorstellungen zu bauen oder an individuelle Bedürfnisse seiner Kunden anzupassen. Technisch ausgereift, lassen die OM-Werke eine Vielfalt an Möglichkeiten zu. Die einfache Veredelung des Basiswerks oder die komplexe Ergänzung von Mondphase, Stoppuhr oder anderen Funktionen zur vorhandenen Sekunden- und Datumsanzeige ist dank hoher Gangreserve kein Problem. Ein klarer Gewinn aus Sicht der openmovement-Initiatoren: weil auch kleinere Manufakturen und einzelne Uhrmacher die Chance haben, ihr Technik knowhow, ihre Designkompetenz und ihre Handwerkskunst voll zu entfalten. Weil mehr Individualität und Exklusivität im Sinne der Kunden möglich werden. Grosses Potential für die Zukunft also – und Stärke für die gesamte Branche.

Association openmovement
Open Source als Prinzip für die Uhrenindustrie – ein revolutionärer, aber durchaus gangbarer Weg: Bereits 2021 hatte openmovement erstmals die 3D-Daten zum mechanischen Uhrwerk OM10 veröffentlicht. Ein Ergebnis, welches der 2009 gegründete Trägerverein aus dem Schweizer La Chaux-de-Fonds durch ehrenamtliche Arbeit, Spenden und Mitgliedsbeiträge erreichen konnte. Auch für die Nachwuchsförderung leistet openmovement einen wichtigen Beitrag: Ein Teil der Produktion fliesst in die Ausbildungszentren für Uhrmacher. Eine Mitgliedschaft lohnt sich: Sie unterstützt eine wertvolle Initiative und gibt wissenswerte Einblicke auch für Laien. Darüber hinaus dürfen sich Mäzenen*innen über eine der Prototyp-Uhren freuen, welche
openmovement in streng limitierter Auflage fertigt.

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