RIMOWA F13: Fliegender Koffer

Der Kofferhersteller RIMOWA besinnt sich seiner Wurzeln im Flugzeugbau.

Nur wenige Kilometer vom HOCHEDEL Redaktionssitz entfernt mache ich eine spannende Entdeckung: In Dübendorf bei Zürich hat die Firma RIMOWA eine Produktionsstätte gegründet – nicht etwa für Koffer, nein, hier werden Flugzeuge gebaut! Und natürlich nicht irgendwelche Flugzeuge, sondern echte Liebhaberstücke, die den Traum vom wahrhaftigen Fliegen wahr werden lassen. Hier wird die legendäre Junkers F13 originalgetreu nachgebaut. Schon lässt sich das Gefühl erahnen, als Pilot im offenen Zweimann-Cockpit Wind und Wetter ausgesetzt zu sein, man meint zu fühlen, wie sich ein Film aus Russ auf der Gesichtshaut bildet. Das Abenteuer kann beginnen…

1919 war die Junkers F13 das erste zivil genutzte Flugzeug weltweit, welches vollständig aus Metall gebaut worden war, und zwar aus dem damals vollkommen neuartigen Material Duraluminium, dem sogenannten Flugzeugaluminium. Es ermöglichte eine besonders leichte Bauweise bei gleichzeitig extrem hoher Widerstandsfähigkeit, was für ein hohes Mass an Sicherheit sorgte. Die Junkers F13 wurde vom deutschem Dessau aus in die ganze Welt exportiert und gilt als «Urmutter» aller Verkehrsflugzeuge. Noch heute finden sich viele ihrer Merkmale im Grundkonzept moderner Maschinen. Von dem revolutionären Leichtmetall mit seinem unverwechselbaren Rillendesign, das in der Luftfahrt zum Einsatz kam, liess sich der Kofferhersteller RIMOWA inspirieren und nutzt es seit 1950 für seinen legendären leichten Reisekoffer, der sich zum Kultgegenstand aller Reisenden entwickelte. Aufgrund dieser Verbindung war es dem heutigen Firmeneigentümer Dieter Morszeck eine Herzensangelegenheit, dem einzigartigen technischen Kulturgut, als das die Junkers F13 heute gilt, wieder in die Lüfte zu verhelfen. Denn von den ehemals über 330 gebauten Flugzeugen stehen heute nur noch wenige Exemplare in einzelnen Museen – allesamt flugunfähig. Gemeinsam mit JU-Air und dem Verein der Freunde historischer Luftfahrzeuge e.V. fördert RIMOWA den Wiederaufbau einer flugfähigen Junkers F13 als RIMOWA F13 und hat dazu die RIMOWA Flugzeugwerke AG in der Schweiz gegründet. Nach langjähriger Recherchearbeit und unzähligen Vorbereitungen wird der einmotorige Tiefdecker jetzt aus 2.600 Bauteilen und über 35.000 Nieten detailgetreu nachgebaut. In seiner geschlossenen Passagierkabine können vier Personen komfortabel mitreisen. Das Flugzeug darf nur am Tag und nach Sichtflugregeln geflogen werden. Die 450 PS ermöglichen eine Reisegeschwindigkeit von 177 km/h bei einem Treibstoffverbrauch von 80 Litern pro Stunde. Die Reichweite liegt damit bei 600 Kilometern. Der Nachbau der Junkers F13 ist ein engagierter Beitrag an die Flugzeuggeschichte und das Erfreuliche ist, dass die RIMOWA F13 kein Einzelstück ist, sondern in Serie gebaut wird. Für 2,2 Millionen US-Dollar kann man sie kaufen – und sich ein ganz besonderes Flugerlebnis bescheren.

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