Obwohl noch hoch in der Luft, bin ich bereits gefangen: von der Magie der Südsee, die sich unter mir entfaltet. Beim Blick auf Tahiti, das sich mit sattgrüner Landschaft, gesäumt von türkisen Lagunen, aus dem Pazifik erhebt, fühlt man sich dem Paradies ein Stück näher.
Sanft setzt die Maschine der Air Tahiti Nui auf, die mich von Paris via Los Angeles auf höchst angenehme und komfortable Weise auf die grösste der französisch-polynesischen Gesellschaftsinseln gebracht hat. In diesem Archipel der «Inseln über dem Wind» und jenen «unter dem Wind» beginnt mein nächstes Abenteuer, bei dem ich dem Mythos Tahiti ein Stück näher kommen will. Der erste Eindruck ist geprägt vom Facettenreichtum der Natur mit steilen Gipfeln, schroffen Felsgraten, tiefen Wasserfällen und üppiger tropischer Flora und Fauna. Das unglaubliche Blau der Lagunen mit grossflächigen Korallenriffen, naturbelassenen Stränden und kristallklarem Wasser zieht Reisende aus aller Welt in ihren Bann, zurecht gehören die Tauchreviere der französisch-polynesischen Archipele zu den faszinierendsten der Welt. Auch wenn die in den letzten Jahren angespannte wirtschaftliche Lage Tahitis im hochklassigen Hotelangebot Spuren hinterlassen hat – die luxuriösen 5-Sterne Häuser und Mitglieder der renommierten Hotelvereinigungen können nicht uneingeschränkt überzeugen –, so fasziniert die Inselgruppe am anderen Ende der Welt doch durch eine Fülle an Sehens- und Erlebenswertem. Mit ihrer Ursprünglichkeit, ihrer Vielfalt, ihrer Kultur und besonders ihren offenen, gastfreundlichen Bewohnern ist Tahiti nach wie vor eine Perle in den Weiten des Südpazifiks.
Otea, Aparima, Hivinau, Pa’o’a – schon der exotische Klang dieser Namen lässt die fremde Kultur erahnen. Es sind die traditionellen Tänze, die zu Tahiti gehören wie die schmuckvollen Blumenkränze im Haar. Während der Kolonialisierung als unchristlich geächtet, haben sie doch überlebt und sind mit ihrer symbolträchtigen Gestik, ihrer Ausdrucksstärke und den reich verzierten Kostümen fester Teil der Volkskultur. Den Besuch einer traditionellen Tanzveranstaltung mit dem Rhythmus der Trommeln, Gitarren und Ukulelen darf man sich nicht entgehen lassen. Auch die lebendige Maori-Kunst des Tätowierens gehört zum elementaren Kulturgut Französisch-Polynesiens. Die kunstvollen Verzierungen haben eine lange Geschichte und eine tiefe Bedeutung – sie sind das Tagebuch des Lebens ihrer Träger, erzählen deren Geschichten und bewahren deren Erinnerungen. Je nach Region auf Rücken, Schultern, Armen, Beinen oder auf dem gesamten Körper aufgebracht, sind die geometrischen Muster, Pflanzen- oder Tiermotive nicht nur ästhetischer Körperschmuck, sondern auch Ausdruck der eigenen Identität, die man hier mit Stolz zeigt. Zunehmend bringen auch Touristen tahitianische Tattoo-Kunst mit nach Hause – ich selbst habe mich dann doch für andere Souvenirs entschieden.
Nach dem Kanurennen tauche ich nun in eine Welt der Ruhe und Eleganz ein: Dank der exzellenten Verbindungen der deutschen Schmuckmanufaktur GELLNER The Spirit of Pearls, Europas grösstem Direktimporteur von Südseezuchtperlen, darf ich Robert Wan in seinem Privatjet nach Marutea Sud im Tuamotu-Archipel begleiten. Der uneingeschränkte Herrscher der tahitianischen Perlen widmet sich seit mehr als 40 Jahren der Zucht dieser schimmernden Kostbarkeiten und lässt nichts unversucht, um der Welt die prachtvollsten Zuchtperlen zu bescheren. Es ist ihm gelungen: Millionen schwarzlippiger Pinctada margaritifera-Austern produzieren für ihn mit höchster Effizienz Perlen in erlesenster Qualität und in den herrlichsten, vor allem dunkleren Farbnuancen. Warmes Braun und Bronze, glänzendes Schwarz, geheimnisvolle Silber- und Grauschattierungen oder Königsblau, so intensiv wie die Lagunen, aus denen sie stammen: die Vielfalt der Farben ist ebenso überw.ltigend wie Grösse, Form und Lüster der glanzvollen Schönheiten.
Kostbarkeiten aus dem Meer In der Natur produziert nur etwa eine von 15.000 Austern eine Perle. Robert Wan hat mit Erfahrung und Kompetenz bei der Implantation geschafft, dass 1.000 seiner Austern ungefähr 700 Perlen in sich tragen. Die Natur folgt dennoch eigenen Regeln: Nur 20 von ihnen erreichen die aussergewöhnliche Qualität und Grösse, die nötig ist, um international renommierten Juwelieren die Grundlage für die exklusivsten und teuersten Schmuckstücke zu liefern. Für ein 45 cm langes Collier höchster Qualität aus ebenmässigen, ca. 14 mm grossen Tahitiperlen benötigt man leicht eine Ausbeute von 100.000 Perlen. Dass Robert Wan trotz der Mühen liebt was er tut, wird im Gespräch mit ihm und auch in seiner Arbeitsweise spürbar. Denn dass seine Tahitiperlen in einer eigenen Liga spielen, ist das Ergebnis einer Produktionsweise, die auf Ausgewogenheit und einen respektvollen harmonischen Umgang mit der Natur setzt. Die Reinheit der Lagunen, die Sauberkeit des Wassers, die Unantastbarkeit des Atolls, all das ist für Robert Wan Herzensangelegenheit. Deshalb investiert er kontinuierlich in Observations- und Forschungsteams, die in seinen Zuchtfarmen die Balance einer intakten Unterwasserwelt sicherstellen. Denn in dem erfolgreichen Geschäftsmann Robert Wan steckt vor allem ein Mensch, der die Natur liebt und ihre wunderbaren Schätze auf sehr behutsame Art ans Licht bringt.
Für mich heisst es Abschied nehmen: Vom Ende der Welt mache ich mich auf zu meinem 30-stündigen Flug zurück nach Hause – mit grossartigen, einzigartigen Eindrücken des Mythos Tahiti im Gepäck.